9. Juni 2025
Ehemaligentreffen der Skispringer Pfingsten 2025 in Bischofsgrün
Beim Pfingstskispringen in Bischofsgrün trafen sich Olympiasieger und Weltmeister des Skispringens und der Nordischen Kombination. Doch nicht nur Medaillenträger waren zum „Ehemaligentreffen“ gekommen, auch diejenigen, denen vielleicht die ganz große internationalen Erfolge verwährt blieben oder die vielleicht nur in ihrer Schülerzeit regional über die Schanzen gingen oder auch als Kombinierer läuferisch aktiv waren.
Die erfolgreicheren Teilnehmer des Treffens waren freilich auch die bekannteren, allen voran der beste deutsche Skispringer aller Zeiten, dem zweifachen Weltmeister und dreifachen Olympiasieger Jens Weißflog. Vor seinem runden 60. Geburtstag konnte Jens Weißflog im vergangenden Jahr bereits die Jubiläen seiner Olympiaerfolge in Sarajewo 1984 und Lillehammer 1994 feiern. Addiert man die Zahlen beider Jubiläen (40 und 30 Jahre) und teilt sie durch zwei, dann kommt man auf 35. Und ziemlich genau so viele Jahre ist es her als die deutschen Skispringer aus dem damaligen Osten und Westen erstmals ohne „Aufsicht“ gegeneinander antraten. Am Pfingstsonntag 3.Juni 1990 und nochmals wenige Wochen danach am 24.Juni 1990 bei einem internationalen Vergleich danden diese Springen auf der großen Ochsenkopfschanze statt, vor genau 35 Jahren.
Auch der erste gemeinsame Lehrgang der beiden zuvor getrennten Nationalmannschaften fand damals in Bischofsgrün statt. Das ganze noch ein halbes Jahr vor der politischen Wiedervereinigung. Zum 60ten von Jens Weissflog war dann die Idee entstanden, die 35 Jahre deutsch-deutsche Skipringerwiedervereinigung in diesem Jahr auch zu feiern. Einer der damals schon für die letzte DDR-Mannschaft sprang ist heute unter anderem noch bei manchem Welt- oder Continentalcups als Vorspringer dabei und startete auch beim Pfingstskispringen am Sonntag, Marko Gohlke vom SV Tabarz.
Eine ganz besondere Freude herrschte bei allen und auch bei ihm selbst, dass er beim diesjährigen Treffen dabei sein konnte: Manfred Matthäi. Inzwischen 89 Jahre alt, lies sich Manfred Matthäi (SC Motor Zella-Mehlis) zum Treffen nach Bischofsgrün fahren. Er war auch schon 1957, als in Bischofsgrün die erste Mattenschanze der westlichen Welt offiziell eingeweiht wurde, mit dabei. Wie er erzählte, damals Wissen der staatlichen Obrigkeit, gefragt hatte er erst gar nicht. Offiziell war er damals auf Verwandtenbesuch beim Onkel in Coburg, wofür er einen Passierschein durch die noch nicht ganz geschlossenen Grewie erhielt. Der vorgetäuschte Westbesuch wurde so durch das Volkspolizei-Kreisamt Sonneberg also genehmigt. Er hatte freie Fahrt, um mit dem Interzonenzug über Probstzella, Coburg, Lichtenfels, Kulmbach weiter nach Bischofsgrün zu reisen. Etwas mulmig war ihm schon, als im Interzonenzug die Kontrolle kam. In Bischofsgrün wurde er dann von seinem ehemaligen Quartierwirt am Bahnhof abgeholt und auch mit einer hier zusammengeliehenen Skisprungausrüstung perfekt ausgestattet. Vorausgegangen war eine Einladung, die er von Karl Zeitler (Vater von Margit Schwärzer bzw. Schwiegervater von Fritz) bekommen hatte. In deren Pension Zeitler in Bischofsgrün war Matthäi schon einmal untergebracht, als er ein Jahr zuvor an einem Springen in Oberwarmensteinach am Dreikönigstag und an einem Wettbewerb in Bischofsgrün teilgenommen hatte. Der damalige Thüringen-Meister bat noch darum dass er in keiner Ergebnisliste erscheinen dürfe um Konsequenzen zu vermeiden. Als Manfred dann am folgenden Montag wieder wie gewohnt an seinem Arbeitsplatz erschien, da lief zunächst alles seinen gewohnten Gang, doch wenige Tage später musste er bei seinem Chef antreten, sein Ausflug wurde bemerkt und er befürchtete das Schlimmste. Doch er kam mit einer Verwarnung davon und der deutlichen Bemerkung, dass seine Platzierung für einen DDR-Sportler zu schlecht war, er hätte wenigstens auf dem Siegerpodest stehen sollen. Er wurde jeoch 15., einem guten Platz, bedenkt man das geliehene Material. Mit diesem Rüffel jedoch war das Thema „Ausflug in den Westen“ ohne Konsequenzen für Manfred beendet. Gewinner des Springens im September 1957 war übrigens Heinrich Zapf, dessen Sohn Wilhelm Zapf heute als Touristmanager in Bischofsgrün arbeitet.